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Künstler von A-Z Mary Reid Kelley

*1979

  • Young T. S. Eliot (2015)
    Young T. S. Eliot
    Künstlerin / Künstler: Mary Reid Kelley Datierung: 2015 Typ: Fotografie Material: Pigmentdruck auf Papier Masse: 54,7 x 36,7 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2017 Inventarnummer: 1496 Copyrighthinweis: © Mary Reid Kelley, Courtesy Künstlerin und Vielmetter Los Angeles; Fotos: André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1492–1496)
  • Nicki Minaj (2015)
    Nicki Minaj
    Künstlerin / Künstler: Mary Reid Kelley Datierung: 2015 Typ: Fotografie Material: Pigmentdruck auf Papier Masse: 48,4 x 42,7 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2017 Inventarnummer: 1495 Copyrighthinweis: © Mary Reid Kelley, Courtesy Künstlerin und Vielmetter Los Angeles; Fotos: André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1492–1496)
  • Mary Shelley (2015)
    Mary Shelley
    Künstlerin / Künstler: Mary Reid Kelley Datierung: 2015 Typ: Fotografie Material: Pigmentdruck auf Papier Masse: 54,9 x 36,5 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2017 Inventarnummer: 1494 Copyrighthinweis: © Mary Reid Kelley, Courtesy Künstlerin und Vielmetter Los Angeles; Fotos: André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1492–1496)
  • Lil' Kim (2015)
    Lil' Kim
    Künstlerin / Künstler: Mary Reid Kelley Datierung: 2015 Typ: Fotografie Material: Pigmentdruck auf Papier Masse: 55,1 x 36,5 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2017 Inventarnummer: 1493 Copyrighthinweis: © Mary Reid Kelley, Courtesy Künstlerin und Vielmetter Los Angeles; Fotos: André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1492–1496)
  • Edgar Allan Poe (Stella) (2015)
    Edgar Allan Poe (Stella)
    Künstlerin / Künstler: Mary Reid Kelley Datierung: 2015 Typ: Fotografie Material: Pigmentdruck auf Papier Masse: 54,9 x 38,1 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2017 Inventarnummer: 1492 Copyrighthinweis: © Mary Reid Kelley, Courtesy Künstlerin und Vielmetter Los Angeles; Fotos: André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1492–1496)
Trägerin des Baloise Kunst-Preises 2016.

Die amerikanische Künstlerin Mary Reid Kelley hat Malerei studiert, wandte sich jedoch bald dem Video zu, einem Medium, dessen unerschöpfliche erzählerische Möglichkeiten die Entwicklung einer einzigartigen Bilderwelt erlauben. Ihre expressionistisch gestalteten Schwarz-Weiss-Filme erinnern an die Anfänge des Kinos. Man denkt dabei spontan an die expressiven Gesichter und starken Lichtkontraste des deutschen Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau (1888–1931). In Zusammenarbeit mit ihrem Partner Patrick Kelley realisiert sie ihre Videos von A bis Z selbst, vom Schreiben des Drehbuchs bis zum eigentlichen Dreh und Schnitt, einschliesslich Entwurf und Anfertigung sämtlicher Accessoires und Kostüme bis ins kleinste Detail. Zudem fungiert Reid Kelley – kostümiert und kunstvoll geschminkt – meist auch als Darstellerin ihrer diversen Protagonisten. Ihre Figuren sind stets in historischem oder mythologischem Rahmen angesiedelt, sei dies der Erste Weltkrieg, die Französische Revolution oder die griechische Antike. Und obschon die angesprochenen Themen sehr vielfältig sind, schimmert ihr Interesse an der Stellung von Frauen in der Geschichte und allgemein an den Themen Gewalt, Macht und Herrschaft stets durch.

Reid Kelleys Projekte fügen sich zu einem Gesamtkunstwerk, das Kino, Theater, Zeichnung, Malerei und Dichtung umfasst; dabei ist jedes einzelne die Frucht eines langen Prozesses historischer, visueller und literarischer Recherchen, die von intensiver Arbeit am Skript begleitet werden. Ihre Fähigkeit, mit Worten zu jonglieren, ihre Vorliebe für Wortspiele, der poetische Tonfall der Dialoge sowie das äusserst achtsame Skandieren von Versen eröffnen zahlreiche Lesarten und bestimmen den dramaturgischen Rhythmus ihrer Filme. Wenn auch der Text den wesentlichen Dreh- und Angelpunkt ihrer Arbeit bildet, ist es ihr auch gelungen, eine unverkennbare Bildsprache sowohl in ihrem Lieblingsmedium, den Videos, als auch in ihren fotografischen Arbeiten zu entwickeln. Indem sie den pseudorealistischen Illusionismus ihrer Bilder geschickt mit Übertreibung mischt, treibt die Künstlerin die Charakteristika ihrer zwischen Komik und Tragik oszillierenden Figuren auf die Spitze.

Einfallsreich und mit einem offenkundig vollendeten Sinn für das Groteske und Skurrile hat Mary Reid Kelley im Laufe der Zeit eine umfangreiche Galerie grösstenteils fiktiver Persönlichkeiten – mit allerdings vielfältigen Wurzeln – erschaffen, neben denen aber auch wirkliche Porträts stehen wie diejenigen in der Kunstsammlung der Baloise. Diese gehören zu einer 2015 entstandenen Fotoserie, in der die Künstlerin diverse Persönlichkeiten darstellt, die ihr Verhältnis zur Sprache beeinflusst haben. Anhand vorgefundener Fotografien hat sie jede der Porträtbüsten plastisch rekonstruiert und danach in Schwarz-Weiss fotografiert. Das fotografische Porträt nimmt hier einen Umweg übers Modellieren und Malen, bevor es wieder zum Bild zurückkehrt. Die bemalten Gesichter spiegeln das Formenvokabular der Künstlerin und ihre Vorliebe für expressive Physiognomien. Man erkennt die Schriftsteller Edgar Allan Poe, Mary Shelley und T. S. Elliot anhand ihrer markanten Gesichtszüge, deren Ausdruck berührt, vor allem durch die leicht berdimensionierten Augen und die so hervorgerufene Intensität ihres Blicks. Unter diese prominenten literarischen Grössen mischen sich einige Gesichter unserer Zeit, etwa die der Sängerinnen Lil’ Kim und Nicki Minaj, amerikanische Rap-Stars, deren virtuose Reimkünste eine ebenso wichtige Inspirationsquelle für die Künstlerin darstellen wie die klassischen Texte. Dies ist nur ein Beispiel für den Reichtum der Welt von Mary Reid Kelley, die bestehende Konventionen ganz unbefangen über den Haufen wirft, indem sie unbeschwert aus der klassischen ebenso wie aus der Popkultur schöpft.

Marie-Noëlle Farcy