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Künstler von A-Z Rolf Winnewisser

*1949

  • Nächtliche Szene (1988)
    Nächtliche Szene
    Künstlerin / Künstler: Rolf Winnewisser Datierung: 1988 Typ: Gemälde Material: Acryl und Kreide auf Baumwolle Masse: 186 x 260 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1990 Inventarnummer: 0602
In der Zeit von November 1987 bis November 1988 hat Rolf Winnewisser im Atelier der Stiftung Landis & Gyr an der Carpenters Road in London eine Serie von 23 „Bildtüchern“ gemalt. Die „Nächtliche Szene“ ist das zehnte Bild in dieser Serie, die einen Höhepunkt an emotionaler Dichte und sinnlicher Präsenz in Winnewissers Werkprozess darstellt. Der Künstler beschreibt seine Arbeitsweise folgendermassen: „Aus Wirklichkeit wird Fiktion, aus Fiktion Wirklichkeit, was heisst, dass kein kompaktes einheitliches Wirklichkeitsverständnis vorhanden ist, sondern das einer ständigen Auflösung, Verformung, Umformung, Verschiebung.“

Die Elemente, mit denen Winnewisser die Bildfläche strukturiert, sind stets im Begriff, sich zu Zeichen zu verdichten, die auf etwas ausserhalb ihrer selbst verweisen. Diese sich in Offenheit, Brüchigkeit und Verletzlichkeit äussernde Qualität von Winnewissers Zeichen-Sprache ist einer der Schlüssel zum Verständnis der poetischen Struktur seiner Kunst: Winnewissers Bilder können mit einer Flaschenpost verglichen werden. Die Nachricht, die in der Flasche enthalten ist, kann der Finder nur mit Mühe entziffern, da die Tinte an vielen Stellen verblasst ist. Die Buchstaben und Wortfragmente, über die er sich Klarheit verschaffen kann, genügen ihm jedoch, um sich eine Vielzahl von möglichen Geschichten vorzustellen. Dem Betrachter von Winnewissers „Bildtüchern“ ergeht es ähnlich: je offener, neugieriger, assoziativer er an die Bilder herangeht, umso mehr erschliesst sich ihm der „innere Klang“ von Winnewissers Bildwelt.

Baloise Kunstkommission/Public Relations, Januar 1998