Unbeeindruckt von den heutigen technischen Möglichkeiten und digitalen Bildwelten, hält die deutsche Künstlerin Candida Höfer an einem analogen fotografischen Bildkonzept fest, das – gerade weil es überschaubar und nicht zeitgebunden ist – nichts von seiner Überzeugungskraft eingebüsst hat. Seit den 1980er-Jahren fotografiert Höfer nach einheitlichen kompositorischen Vorgaben Innenräume, in denen Menschen abwesend sind.
In ihrer Sachlichkeit zeugen Höfers Fotografien von einem kritisch-distanzierten Blick, der mit demjenigen einer Wissenschaftlerin auf ihren Forschungsgegenstand vergleichbar ist. Höfers Interesse gilt halböffentlichen sozialen Räumen. Ihre Vorgehensweise ist mit der einer Soziologin vergleichbar, die in Versuchsreihen die kulturellen Dispositive analysiert, die das Zusammenleben der Menschen in unserer Gesellschaft konditionieren und regulieren. Höfer interessiert sich dabei für Räume, die geschaffen wurden, damit Menschen sich bilden und vergnügen können (zum Beispiel Theater und Opernhäuser), wie für Räume, in denen Menschen ihr Wissen über sich selbst, über ihre Geschichte und Kultur bewahren und mehren (zum Beispiel Bibliotheken und Museen).
Höfer hat bereits in den 1990er-Jahren erstmals in Basel gearbeitet. Im Hinblick auf ihre Ausstellung im Kunstforum Baloise im Sommer 2002 führte sie im März 2002 eine neue «Versuchsreihe» in Basel durch. Das Ergebnis sind 25 Fotografien, die an neun Orten entstanden sind. Diese zeigen zum Beispiel die Gemäldegalerie des Kunstmuseums Basel, aber auch Innenräume, die nur wenigen bekannt (zum Beispiel die Bibliothek des Frey-Grynaeischen Instituts der Universität Basel) oder im kollektiven Gedächtnis marginalisiert sind (zum Beispiel das Anatomische Institut der Universität Basel). In den Baloise-Gebäuden entschied sich Höfer unter anderem für das in den frühen 1980er-Jahren entworfene Personalrestaurant. Die Aufnahme dokumentiert den Raum im Originalzustand, bevor dieser 2006 erstmals umgebaut wurde.
Martin Schwander
Weitere Werke von Candida Höfer in der Kunstsammlung der Baloise:
Inv.-Nr. 0759, Öffentliche Kunstsammlung Basel III, 1999, C-Print auf Papier, 85 x 85 cm
Inv.-Nr. 0761, Öffentliche Bibliothek der Universität Basel II, 1999, C-Print auf Papier, 85 x 85 cm
Inv.-Nr. 0762, Staatsarchiv Basel-Stadt IV, 1999, C-Print auf Papier, 85 x 85 cm
Inv.-Nr. 0763, Kunstmuseum Basel VIII, 1999, C-Print auf Papier, 85 x 85 cm
Inv.-Nr. 0764, Kunstmuseum Basel I, 1999, C-Print auf Papier, 85 x 85 cm
Inv.-Nr. 0765, Kunsthalle Basel, 1999, C-Print auf Papier, 152 x 152 cm
Inv.-Nr. 0809, Baloise Basel III, 2002, C-Print auf Papier, 152 x 152 cm
Inv.-Nr. 0810, Kunstmuseum Basel I, 2000, C-Print auf Papier, 152 x 152 cm
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