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Künstler von A-Z Simon Fujiwara

*1982

  • Letters from Mexico (Triptych) (2011)
    Letters from Mexico (Triptych)
    Künstlerin / Künstler: Simon Fujiwara Datierung: 2011 Typ: Arbeit auf Papier Material: Handgetippter Brief, Briefumschlag, Ephemera auf farbigem Grund, dunkel gebeizter Ahornrahmen, Plexiglas Masse: 68 x 48 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2011 Inventarnummer: 1194 Copyrighthinweis: © Simon Fujiwara; Fotos: André-Marc Räubig
  • Letters from Mexico (Triptych) (2011)
    Letters from Mexico (Triptych)
    Künstlerin / Künstler: Simon Fujiwara Datierung: 2011 Typ: Arbeit auf Papier Material: Handgetippter Brief, Briefumschlag, Ephemera auf farbigem Grund, dunkel gebeizter Ahornrahmen, Plexiglas Masse: 68 x 48 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2011 Inventarnummer: 1193 Copyrighthinweis: © Simon Fujiwara; Fotos: André-Marc Räubig
  • Letters from Mexico (Triptych) (2011)
    Letters from Mexico (Triptych)
    Künstlerin / Künstler: Simon Fujiwara Datierung: 2011 Typ: Arbeit auf Papier Material: Handgetippter Brief, Briefumschlag, Ephemera auf farbigem Grund, dunkel gebeizter Ahornrahmen, Plexiglas Masse: 68 x 48 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2011 Inventarnummer: 1192 Copyrighthinweis: © Simon Fujiwara; Fotos: André-Marc Räubig
Träger des Baloise Kunst-Preises 2010.

Simon Fujiwara ist ein Geschichtenerzähler. Seine Objekte und Rauminstallationen, seine Performances und Artefakte führen uns in eine Welt, in der Wirklichkeit und Fiktion, autobiografische Elemente und historische Ereignisse, individuelle Lebenswege und kulturelle Zusammenhänge auf unauflösbare Weise miteinander verknüpft sind. Ausgangspunkt für seine Arbeit «Letters from Mexico» sind die fünf Briefe des spanischen Konquistadoren Hernán Cortés aus den Jahren 1519 bis 1526, in denen dieser dem spanischen König Carlos I. (und späteren Kaiser Karl V.) von seinen Eroberungszügen aus Mexiko berichtet.

Als Simon Fujiwara begann, seine eigenen «Letters from Mexico» zu verfassen, fanden gerade die Zweihundertjahrfeier der Unabhängigkeit Mexikos und die Hundertjahrfeier der Mexikanischen Revolution statt. An einen Zufall kann man da kaum glauben. Simon Fujiwara schrieb Briefe nach Europa und adressierte sie mit «dier Europ». Er berichtet darin von den eigenen Erfahrungen und Beobachtungen als europäischer Tourist – und damit neuzeitlicher Eroberer – in Mexiko. Es sind Reflexionen über die Schönheit, Gewalt und Armut des Landes. Angereichert mit tatsächlichen und fiktiven Biografien fantasiert der Briefeschreiber über eine sexuelle Revolution, die alle gesellschaftlichen Schichten vereinen würde.

Die drei maschinengeschriebenen Briefe wurden nicht von Fujiwara selbst getippt. Er diktierte sie zwischen Dezember 2010 und Januar 2011 mexikanischen Strassenschreibkräften auf der Plaza de Santo Domingo in Mexiko-Stadt. Da die Schreibkräfte die englische Sprache nicht beherrschten, handelt es sich bei den Sätzen um rein phonetische Übertragungen des Gesagten. Gleichsam «lost in translation», symbolisieren die Briefe die anhaltenden Missverständnisse zwischen Mexiko und Europa sowie die Schwierigkeit, eine gemeinsame Sprache zu finden.

Fujiwara hat jeden Brief einzeln gerahmt und mit Erinnerungsstücken seiner Reise (Fotografien, Schleifen, Abzeichen) oder Objekten, die ursprünglich aus Europa stammen (Sonnenbrille, Münzen und so weiter), ergänzt. Die mit Stoff ausgelegten Schaukästen spiegeln die Farben der mexikanischen Flagge (grün / weiss / rot) wider.

«Letters from Mexico» legt Fährten aus und spielt mit Andeutungen, Verknüpfungen und Assoziationen. Das Werk lädt dazu ein, sich auf die Spuren der Kolonialgeschichte zu begeben, die heutigen Beziehungen zwischen Europa und Mexiko vor dieser Folie zu reflektieren und dabei politische Machtstrukturen und ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse nicht aus dem Blick zu verlieren. Das geschieht jedoch nicht didaktisch, sondern gleichsam «über die Bande gespielt». Konzeptuelles Kalkül und die Freude am Geschichtenerzählen verbinden sich in den Werken Simon Fujiwaras auf lustvolle Weise.

Brigitte Kölle