Träger des Baloise Kunst-Preises 2007.
Mit «Erosion» betitelte Andreas Eriksson eine umfangreiche Serie kleinformatiger Aquarelle, die im Entstehungsjahr 2015 erstmals in seiner Ausstellung im Baloise Kunstforum gezeigt wurde. «Erosion» bezeichnet, ergänzt um eine Nummer, das einzelne Blatt, diente aber ebenso als Titel der Ausstellung. Der schwedische Künstler lebt isoliert in einem kleinen Ort auf dem Land, er arbeitet in ganz unterschiedlichen Medien, neben Malerei, Aquarell und Druckgrafik auch mit Fotografie und Video sowie Skulptur und Relief. Und doch ist er zuerst Maler, und zwar ein Landschaftsmaler bisweilen sehr grosser Formate.
Angesichts seiner Bilder, auch der kleinen Aquarelle, von Landschaftsmalerei zu sprechen, verlangt nach einer Differenzierung des Begriffs. So zeitgenössisch und abstrakt sich diese Malerei präsentiert, so modern sie tatsächlich auch ist: Der Maler schreibt sich mit ihr doch ganz bewusst einer bestimmten Tradition der bildnerischen Landschaftsdarstellung ein, vielleicht sprechen wir besser eher von Landschaftsaneignung. Den Titel «Erosion» hat Eriksson der Geologie entlehnt, der Begriff fokussiert weniger auf die Darstellung oder die Abbildung von Landschaft als auf den Prozess ihrer Formation unter so elementaren Einflüssen wie Wasser, Wind und Wetter. So geht es dem Maler nicht darum, Landschaft abzubilden, sondern ein Bild analog der Landschaftsentstehung aufzubauen. Auch aus den 39 kleinformatigen Einzelbildern der umfangreichen Serie «Erosion» entsteht so ein vielfältiges grosses Gesamtbild.
Vor Erikssons Landschaftsbildern wurde mit gutem Grund auf Paul Cézannes Diktum von der Harmonie der Kunst «parallel zur Natur» hingewiesen.(1) Ähnlich wie jener Gründervater der Moderne, aber auch wie Picasso und andere moderne Maler dürfte er als seine Lehrmeister die Natur und das Kunstmuseum nennen. Er kennt sich bestens aus in der Landschaftsmalerei seit der Romantik, und er verleugnet auch in der Abstraktion die Auseinandersetzung mit dieser Herkunft nicht. Eriksson begegnet der Natur einerseits, der kunstgeschichtlichen Tradition andererseits gleichermassen reflektiert: Darin ist seine Haltung jener des dänischen Malers – und Geologen – Per Kirkeby vergleichbar, besonders im expliziten Rückgriff auf Geologisches. Es trennt die beiden Maler eine gute Generation, beide vertreten sie jedoch mit ihrer unverwechselbaren, aber durchaus verwandten Malerei eine ebenso traditionsbewusste wie explizit zeitgenössische und avancierte Position in der nordischen Landschaftsmalerei, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch eine besondere Atmosphäre auszeichnet. Eriksson könnte man eine ähnliche Stellung auch innerhalb der Tradition der Aquarellmalerei zuschreiben: seit deren Emanzipation um 1800 und ihrem ersten absoluten Höhepunkt, den Landschafts-, Meeres-, Wolken- und Himmelsaquarellen des englischen Malers J. M. W. Turner.
Beat Wismer
(1) Vgl. Martin Schwander, Andreas Eriksson. Erosion, Ausst.-Folder Kunstforum Baloise, Basel 2015.
Weitere Werke von Andreas Eriksson in der Kunstsammlung der Baloise:
Inv.-Nr. 1296–1297, je: Ohne Titel, 2012, Aquarell auf Papier, 57 x 76 cm
Inv.-Nr.1298, Ohne Titel, 2012, Aquarell auf Papier, 57 x 38 cm
Inv.-Nr. 1299–1301, je: Ohne Titel, 2012, Aquarell auf Papier, 38 x 57 cm
Inv.-Nr. 1366–1367, Erosion 1–2, 2015, Aquarell auf Papier, 19 x 14 cm
Inv.-Nr. 1369–1373, Erosion 4–8, 2015, Aquarell auf Papier, 19 x 14 cm
Inv.-Nr. 1375–1404, Erosion 10–39, 2015, Aquarell auf Papier, 19 x 14 cm
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