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Künstler von A-Z Thomas Ruff

*1958

  • Porträt (1990)
    Porträt
    Künstlerin / Künstler: Thomas Ruff Datierung: 1990 Typ: Fotografie Material: C-Print auf Papier Masse: 159,5 x 120 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1994 Inventarnummer: 0642 Copyrighthinweis: © Thomas Ruff, ProLitteris, Zürich
  • Stellwerk Basel (1994)
    Stellwerk Basel
    Künstlerin / Künstler: Thomas Ruff Datierung: 1994 Typ: Fotografie Material: C-Print auf Papier Masse: 168,8 x 134 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1994 Inventarnummer: 0640 Copyrighthinweis: © Thomas Ruff, ProLitteris, Zürich
  • Nacht 12 I (1992)
    Nacht 12 I
    Künstlerin / Künstler: Thomas Ruff Datierung: 1992 Typ: Fotografie Material: C-Print auf Papier Masse: 139,5 x 144 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1994 Inventarnummer: 0639 Copyrighthinweis: © Thomas Ruff, ProLitteris, Zürich
Auf den ersten Blick erscheint Thomas Ruffs Auseinandersetzung mit dem fotografischen Bild auffallend disparat. Das Spektrum reicht von formalen, mit handwerklicher Sorgfalt angefertigten Fotografien häuslicher Interieurs bis zur Appropriation und Neuinszenierung alter Fotografien; von äusserst detailgenauen Porträtaufnahmen mit der Grossbildkamera bis zu Vergrösserungen von im Internet gefundenem Bildmaterial mit niedriger Auflösung; von bedächtigen und bewussten Fotografien städtischer Gebäude bis zur Bearbeitung von Aufnahmen der Marsoberfläche, die zur Erde gesendet wurden; von dezidiert analogen fotografischen Verfahrensweisen bis zu computergenerierten Bildern, die den Begriff der Fotografie zu sprengen drohen.

Ruff studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Bernd und Hilla Becher, den beiden für ihre Typologien anonymer industrieller Bauten berühmten deutschen Fotografen (formbetonte Schwarz-Weiss-Fotografien von Wassertürmen, Gaskesseln, Hochöfen und Ähnlichem). Ruff ist dem analytischen und systematischen Ansatz der Bechers treu geblieben, interessiert sich jedoch weniger für spezifische Inhalte als für spezifische Bildtypen. Unsere visuelle Kultur ist geprägt von fotografischen Konventionen und der standardisierten Nutzung von Kameratechniken. Ruff wählt unterschiedliche Bildtypen und entwickelt daraus seine eigene Version derselben. Dabei nutzt er die Präsentation im Kunstbereich, um eine kritische Distanz herzustellen, die es den Betrachterinnen und Betrachtern erlaubt, seine Arbeiten in ein Verhältnis zu den Bildern unserer täglichen Umgebung zu setzen.

1981 fing er an, seine Freunde zu fotografieren. In der Serie «Porträts» haben persönliche Einblicke und psychologische Tiefe einer schlichten Neutralität Platz gemacht. Die Bilder scheinen technisch präzisere Versionen des klassischen Identitätsausweis- oder Passfotoporträts zu sein: ruhig, ernst und anonym. Sie sind in einer Zeit akuter Paranoia in West- wie Ostdeutschland entstanden, als der Kalte Krieg ebenso wie die jeweiligen nationalen Sicherheitsdienste, die die eigenen Staatsbürger überwachten, noch eine reale Bedrohung darstellten. Ab 1986 druckte Ruff seine Porträts im Grossformat (160 x 120 cm), was ihre verfremdende Wirkung noch verstärkte.

1992, kurz nach dem Ende des Zweiten Golfkriegs, begann Ruff seine «Nacht»-Serie. Diese Bilder wurden mit einer lichtverstärkenden Kamera aufgenommen, wie sie gewöhnlich in Panzern und Kampfflugzeugen zu finden ist und bei Missionen nach Einbruch der Dunkelheit zum Einsatz kommt. Ruff fotografierte mit dieser Kamera banale Stadtszenen, doch die Ästhetik dieser Kriegstechnologie lässt sie düster wirken, als handle es sich um verdächtige Orte, die beobachtet und überwacht werden. Das Grün entsteht durch den Fluoreszenzfilter. Nur ganz wenige Fotojournalisten durften den Krieg fotografieren. Stattdessen wurden Fernsehen und Presse von den alliierten Streitkräften mit Bildern beliefert, die mit einer speziellen Kameraausrüstung aufgenommen wurden.

Kameras zeichnen auf, und allein aufgrund dieser Tatsache kommt ihnen zumindest ein gewisses Mass an Objektivität zu. Sie dienen aber auch als technische Hilfsmittel zur Erweiterung und Transformation unseres Sehens. Was immer die künstlerischen Möglichkeiten der Fotografie sein mögen, meist wird sie äusserst zweckmässig eingesetzt, und es sind weitgehend wissenschaftliche, industrielle und militärische Erfordernisse, welche die Fortschritte in der Kameratechnik vorantreiben. Nichtsdestotrotz haben alle Bilder eine ästhetische Dimension. Ruff ist sich dessen bewusst und betrachtet sein künstlerisches Schaffen als eine Art Parallelkommentar zum Status des fotografischen Bildes im Allgemeinen.

David Campany

Weitere Werke von Thomas Ruff in der Kunstsammlung der Baloise:

Inv.-Nr. 0638, Nacht 9 I, 1993, C-Print auf Papier, 139,5 x 144 cm

Inv.-Nr. 0641, Porträt, 1987, C-Print auf Papier, 159,5 x 120 cm