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Künstler von A-Z Pia Fries

*1955

  • Ohne Titel (Nr. 53) (2000)
    Ohne Titel (Nr. 53)
    Künstlerin / Künstler: Pia Fries Datierung: 2000 Typ: Arbeit auf Papier Material: Öl auf Offsetdruck auf Papier Masse: 46,5 x 61,5 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2003 Inventarnummer: 0891 Copyrighthinweis: © Pia Fries, ProLitteris, Zürich; Fotos: Hans Brändli
  • Ohne Titel (Nr. 8) (2001/2002)
    Ohne Titel (Nr. 8)
    Künstlerin / Künstler: Pia Fries Datierung: 2001/2002 Typ: Arbeit auf Papier Material: Öl auf Siebdruck auf Papier Masse: 71,8 x 102,5 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2003 Inventarnummer: 0890 Copyrighthinweis: © Pia Fries, ProLitteris, Zürich; Fotos: Hans Brändli
Seitdem Pia Fries 1995 in Meggen erstmals eine Ausstellung mit Malereien auf Papier zeigte, hat sie dieses Medium verschiedentlich wiederaufgenommen. Besonders verstärkte sich ihr Interesse am Papier, als sie begann, das Weiss des Malgrundes durch gedruckte Bilder anzureichern und auf diese Weise figürliche Anhaltspunkte für ihre malerischen Eingriffe zu schaffen. Das waren wie in der Arbeit Nr. 8 Siebdrucke von Stoffknäueln, die im Bild eine trügerische Ebene erzeugen. Die Illusionskraft der fotografischen Reproduktion wird durch die ungegenständlichen Farbmarkierungen mehrfach gebrochen. In einer anderen Werkgruppe (Nr. 53) nutzte Fries überschüssige Exemplare eines eigenen Katalogumschlags als Bildelement. Im Bild begegnen sich der weisse Papiergrund, das grau bedruckte Papier, die darauf reproduzierte und die aktuelle Malerei, sie berühren und überlagern sich, stützen und negieren wechselseitig ihren Realitätsgehalt. Bei der Gerhard-Richter-Schülerin Fries kann dies nicht wirklich erstaunen. Von Beginn an hatte sie zur Malerei ein zwiespältiges Verhältnis: Sie war angezogen von der sinnlichen Schönheit der Farbmaterie, für die sie zunächst Figuren erdachte, doch bald wandte sie sich davon ab, um die Farbe als Gegenstand einzusetzen. Weil ihr dies nicht genügte, durchkreuzte sie das rein Malerische mit mechanisch produzierten Abbildungen.

Wenn Fries malt, so ist dies kein impulsiver Akt. Sie geht bedächtig vor, wählt die Farbe, den Ort, an dem sie ansetzen wird, und das passende Instrument. Anstelle von Pinsel und Spachtel verwendet sie eine Vielzahl von gefundenen und selbstgebastelten Werkzeugen, mit denen sie die Farbe in dicken Klumpen oder als feine Lasur aufträgt und zugleich ihre Erscheinung formt. Dabei steht sie nicht vor dem Bild, denn das Papier liegt auf dem Boden. Also geht sie darum herum, betrachtet die weisse Insel von verschiedenen Seiten, beugt sich darüber, kauert, kniet, immer darauf achtend, das Gleichgewicht zu wahren. Das Sehen geschieht nie frontal und aus Distanz, es ist Teil der Bewegung und somit relativ. Die Malerin nimmt Teile statt des Ganzen wahr und bewegt sich von einem Farbmoment zum nächsten, sie zieht das Bildzentrum hinaus zu den Rändern. An die Stelle der geschlossenen Komposition tritt die Improvisation, die Linien werden geknickt, die Formen aufgetürmt, es gibt kein Anhalten, keinen festen Halt. Malen heisst nicht, eine Vorstellung auf die Fläche zu projizieren, es ist eine körperliche Arbeit, die von der Reichweite der Gesten, der Verlagerung des Gewichts, dem Ausgreifen und Sich-Abstützen bestimmt wird. Dies teilt sich in der eigenwilligen Tektonik der Komposition mit, reflektiert sich im Schweben der Teile im Bild. Farbe zu formen, heisst für Fries nicht, Figuren zu umreissen und zu konturieren, es bedeutet, sie taktil zu prägen und auf der Fläche zum Gleiten zu bringen, ihre Existenz gegenüber dem gedruckten Bild zu behaupten.

Dieter Schwarz

Weitere Werke von Pia Fries in der Kunstsammlung der Baloise:

Inv.-Nr. 1153, Tisch Quer 1, 2009, Öl und Siebdruck auf Papier, 71,8 x 102 cm

Inv.-Nr. 1154, Tisch Quer 2, 2009, Öl und Siebdruck auf Papier, 67,5 x 94,5 cm

Inv.-Nr. 1155, Tisch Hoch 2, 2009, Öl und Siebdruck auf Papier, 103 x 67 cm