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Künstler von A-Z Simon Denny

*1982

  • Ich brauche keinen Computer (2013)
    Ich brauche keinen Computer
    Künstlerin / Künstler: Simon Denny Datierung: 2013 Typ: Fotografie Material: Eloxiertes Aluminium, MDF, Digitaldruck auf Plexiglas, Schrauben, 40'' Samsung Smart TV, Fernbedienung, 3D-Brillen Masse: 68 x 120 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2013 Inventarnummer: 1261 Copyrighthinweis: © Simon Denny; Fotos: Alex North (Inv.-Nr. 1261, 1316)
  • Vernetzt im Hier und Jetzt (2013)
    Vernetzt im Hier und Jetzt
    Künstlerin / Künstler: Simon Denny Datierung: 2013 Typ: Fotografie Material: Eloxiertes Aluminium, MDF, Digitaldruck auf Plexiglas, Schrauben, 40'' Samsung Smart TV, Fernbedienung, 3D-Brillen Masse: 68 x 120 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2013 Inventarnummer: 1316 Copyrighthinweis: © Simon Denny; Fotos: Alex North (Inv.-Nr. 1261, 1316)
Träger des Baloise Kunst-Preises 2012.

Simon Dennys vielfältige künstlerische Praxis reflektiert die Rezeption von Bildern, genauer gesagt, die Produktion, die Verbreitung und den Konsum von Medien in einem Zeitalter zunehmender technischer Obsoleszenz. Sein Interesse gilt der Entwicklung einer immer stärker mediatisierten Gesellschaft. Sein übergreifendes Thema ist die Information selbst. Wie ist sie aufgebaut, wie zirkuliert sie und was verursacht sie?

In der Tradition von Nam June Paik setzt Simon Denny das Fernsehgerät als skulpturales Element ein. Bereits 2009 visualisierte der Künstler in seiner Arbeit «Deep Sea Vaudeo» die technische Entwicklung und damit einhergehende ästhetische Verwandlung von Fernsehgeräten von sperrigen quadratischen Röhrenfernsehern zu flachen rechteckigen LED-Bildschirmen. Nach und nach fand eine Verschmälerung der Hardware statt. Ein immer mehr zurücktretender Rahmen sowie die Vergrösserung des Bildschirms waren die Folge.

Vor diesem Hintergrund lassen sich auch die beiden Arbeiten der Kunstsammlung der Baloise verstehen. Simon Denny überlagert Skulptur mit Digitaldruck. Vitrinen aus Plexiglas und Aluminium umfassen Samsung-Smart-3-D-Fernsehgeräte. Geisterhaft anmutende, transparente Fotodrucke einer älteren Dame und eines jungen Paares zieren die Frontscheibe, Fernbedienung und 3-D-Brille für die digitale Illusion inklusive. Das Versprechen: neueste Technik, leicht bedienbar für Alt und Jung. Die Bildsprache sowie die titelgebenden Slogans «Ich brauche keinen Computer. Ich habe Facebook auf dem Fernseher.» und «Vernetzt im Hier und Jetzt» entnahm Denny einer Samsung-Werbekampagne. Es sind Slogans, die ebenso eng mit der Geschichte unserer Rundfunkanbieter verwoben sind. Denn sie spielen nicht nur darauf an, welche Auswirkungen technologische Veränderungen auf unser individuelles alltägliches Leben haben, sondern auch auf unsere immer stärker mediatisierte Gesellschaft. Wir erinnern uns: 1989 wusste noch niemand, welche Überraschungen das Internet für uns bereithalten sollte, und von dem Social-Media-Giganten Facebook hatte vor 2004 auch noch niemand gehört.

Beide Arbeiten Dennys entstanden zu einer Zeit, als die Technologie des digitalen Fernsehens in Europa die Oberhand gewann. Ältere Formen der analogen Übertragung wurden hinfällig, und massive Hardwareveränderungen waren, wie erwähnt, notwendig, um weiterhin heiss geliebte Serienformate empfangen zu können. Simon Denny thematisiert hier ein Zeitphänomen, das den Wechsel von analog zu digital, die zunehmende Verbindung des Fernsehens mit dem Internet sowie die rückläufige Rezeption nationaler öffentlich-rechtlicher Rundfunkkanäle und die damit einhergehende Vorherrschaft von Streaming-Anbietern wie Netflix betrifft.

Damit führt uns der Künstler vor Augen, wie sehr sich unsere tägliche Konsumerfahrung auf ästhetische Kriterien auswirkt und wie stark sich Medien des «Mediums» bemächtigen.

Marianne Dobner