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Künstler von A-Z Ulla von Brandenburg

*1974

  • Nicolas (2018)
    Nicolas
    Künstlerin / Künstler: Ulla von Brandenburg Datierung: 2018 Typ: Gemälde Material: Wasserfarbe auf Gesso auf Holz Masse: 140 x 110 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2021 Inventarnummer: 1589 Copyrighthinweis: © Ulla von Brandenburg, Courtesy Künstlerin und Pilar Corrias, London; Fotos: Claire Dorn (Inv.-Nr. 1418–1420), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1417, 1538)
  • Mary (2018)
    Mary
    Künstlerin / Künstler: Ulla von Brandenburg Datierung: 2018 Typ: Arbeit auf Papier Material: Wasserfarbe auf Gesso auf Holz Masse: 139,8 x 110 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2018 Inventarnummer: 1538 Copyrighthinweis: © Ulla von Brandenburg, Courtesy Künstlerin und Pilar Corrias, London; Fotos: Claire Dorn (Inv.-Nr. 1418–1420), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1417, 1538)
  • Frau unter Bär (2016)
    Frau unter Bär
    Künstlerin / Künstler: Ulla von Brandenburg Datierung: 2016 Typ: Arbeit auf Papier Material: Wasserfarbe auf gefundenem Papier Masse: 72,5 x 88 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2016 Inventarnummer: 1420 Copyrighthinweis: © Ulla von Brandenburg, Courtesy Künstlerin und Pilar Corrias, London; Fotos: Claire Dorn (Inv.-Nr. 1418–1420), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1417, 1538)
  • Mädchen mit Bär (2016)
    Mädchen mit Bär
    Künstlerin / Künstler: Ulla von Brandenburg Datierung: 2016 Typ: Arbeit auf Papier Material: Wasserfarbe auf gefundenem Papier Masse: 73 x 88 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2016 Inventarnummer: 1419 Copyrighthinweis: © Ulla von Brandenburg, Courtesy Künstlerin und Pilar Corrias, London; Fotos: Claire Dorn (Inv.-Nr. 1418–1420), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1417, 1538)
  • Schreitanz (2016)
    Schreitanz
    Künstlerin / Künstler: Ulla von Brandenburg Datierung: 2016 Typ: Arbeit auf Papier Material: Wasserfarbe auf gefundenem Papier Masse: 90 x 69,5 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2016 Inventarnummer: 1418 Copyrighthinweis: © Ulla von Brandenburg, Courtesy Künstlerin und Pilar Corrias, London; Fotos: Claire Dorn (Inv.-Nr. 1418–1420), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1417, 1538)
  • Mann ohne Kopf (2015)
    Mann ohne Kopf
    Künstlerin / Künstler: Ulla von Brandenburg Datierung: 2015 Typ: Arbeit auf Papier Material: Wasserfarbe auf gefundenem Papier Masse: 140 x 110 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 2016 Inventarnummer: 1417 Copyrighthinweis: © Ulla von Brandenburg, Courtesy Künstlerin und Pilar Corrias, London; Fotos: Claire Dorn (Inv.-Nr. 1418–1420), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 1417, 1538)
Ulla von Brandenburg konzentriert sich in ihrer Kunst seit rund zwanzig Jahren auf Film- und Gesangsperformance sowie szenische Installationen, in denen die von ihr in Szene gesetzten künstlerischen und sozialen Umwälzungen der Zeit um 1900 ein Spiegelbild der heute aktuellen Fragen abgeben.

Nach einer von der Pädagogik Rudolf Steiners und der Psychoanalyse geprägten Kindheit studierte die Künstlerin zunächst Szenografie und Neue Medien an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, bevor sie eine Zeit lang in die Welt des Theaters eintauchte.

Die Zeichnung spielt in Ulla von Brandenburgs Arbeit eine wesentliche Rolle, auch wenn sie weniger bekannt ist als ihre Filme und diskreter als ihre Installationen. Die Themen und Figuren, die sie in ihren Filmen inszeniert, nehmen hier die Form von Collagen aus monochromen Silhouetten oder grossen mit Aquarellfarben kolorierten Zeichnungen an. Für Letztere ist gleichsam als Kontrapunkt zu den Schwarz-Weiss-Filmen die völlige Abwesenheit von Konturen oder vorbereitenden Skizzen charakteristisch. Die Elemente der Komposition entstehen allein aus den Farbbereichen, welche die Künstlerin aneinandergrenzen oder in wässriger Durchlässigkeit ineinanderlaufen lässt. Zunächst stellt sie den Malgrund aus gesammelten Papieren selbst her (etwa aus alten Landkarten oder unbedruckten Seiten antiquarischer Bücher), indem sie diese zu grossen vergilbten Patchworks verarbeitet. Ob vernäht, gefaltet, geklebt oder gefärbt, das Papier bekommt dadurch eine starke materielle Präsenz, die an sich schon geschichtshaltig ist. Darauf interveniert Ulla von Brandenburg mit einem wassergesättigten Pinsel. Sie wählt die Farben ihrer Palette ohne lange Überlegung und bezieht deren Verlaufen und Unvollkommenheiten wie sichtbare Indizien eines bewussten Kontrollverlusts und einer spontanen Geste mit ein.

Für ihr Bildrepertoire sammelt die Künstlerin vorgefundene Materialien: Zeitungsausschnitte, Postkarten, Kunstwerke oder wissenschaftliche Abbildungen. In Ulla von Brandenburgs persönlicher Datenbank geht es bevorzugt um Themen wie den Karneval oder das Theatrum Mundi, um starke Frauen, den «neuen» Tanz, Spiritismus, Psychoanalyse, Populärkultur und so weiter. Die Künstlerin übersetzt diese schwarz-weissen Bilder in Aquarelle und haucht ihnen neues Leben ein, als würden die aus der Vergangenheit stammenden Wesen gleichsam zu Zeugen unserer heutigen Welt werden.

Das grosse von der deutschen Tänzerin Mary Wigman (1886–1973) inspirierte Bild zeugt vom Interesse der Künstlerin an Frauen, die mit ihrem persönlichen Schicksal Geschichte schrieben. Im vorliegenden Fall wird die ehemalige Schülerin von Rudolf von Laban und spätere Begründerin des Ausdruckstanzes für Ulla von Brandenburg zur Galionsfigur eines neuen Umgangs mit Gestik und Körpersprache, wie er in der extremen Rückwärtsneigung der Tänzerin zum Ausdruck kommt. Diese frei gelebte Form der künstlerischen Geste findet sich auch bei Ulla von Brandenburg selbst wieder, die sich mit ihrer spontanen Form der Zeichnung in die Tradition von Mary Wigman einreiht. In der Aneignung dieser Figur und deren Reaktivierung mittels Farbe findet die Künstlerin den notwendigen Bezugspunkt in der Genealogie weiblicher Kunst und eine Möglichkeit, daran anzuknüpfen.

Julie Enckell Julliard