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Künstler von A-Z Francesco Clemente

*1952

  • Pianto [Weinen] (1981)
    Pianto [Weinen]
    Künstlerin / Künstler: Francesco Clemente Datierung: 1981 Typ: Arbeit auf Papier Material: Aquarell auf handgeschöpftem Papier Masse: 53,5 x 68,5 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1987 Inventarnummer: 0520 Copyrighthinweis: © Francesco Clemente; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0519–0520), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0514–0515, 0534)
  • Ohne Titel (1971)
    Ohne Titel
    Künstlerin / Künstler: Francesco Clemente Datierung: 1971 Typ: Arbeit auf Papier Material: Tusche auf Karton Masse: 19,5 x 15,4 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1987 Inventarnummer: 0515 Copyrighthinweis: © Francesco Clemente; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0519–0520), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0514–0515, 0534)
  • Riso [Lachen] (1981)
    Riso [Lachen]
    Künstlerin / Künstler: Francesco Clemente Datierung: 1981 Typ: Arbeit auf Papier Material: Aquarell auf handgeschöpftem Papier Masse: 54,5 x 69,5 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1987 Inventarnummer: 0519 Copyrighthinweis: © Francesco Clemente; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0519–0520), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0514–0515, 0534)
  • Ohne Titel (1977)
    Ohne Titel
    Künstlerin / Künstler: Francesco Clemente Datierung: 1977 Typ: Arbeit auf Papier Material: Tusche auf Papier Masse: 29,3 x 18,8 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1987 Inventarnummer: 0514 Copyrighthinweis: © Francesco Clemente; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0519–0520), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0514–0515, 0534)
  • Ohne Titel (1972)
    Ohne Titel
    Künstlerin / Künstler: Francesco Clemente Datierung: 1972 Typ: Arbeit auf Papier Material: Tusche auf Papier Masse: 32,6 x 21,2 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1988 Inventarnummer: 0534 Copyrighthinweis: © Francesco Clemente; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0519–0520), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0514–0515, 0534)
Francesco Clemente ist Sohn kultivierter, kunstbegeisterter Eltern. Parallel zu seiner humanistischen Schulausbildung besuchte er mit ihnen früh europäische Metropolen und lernte deren Museen kennen. Bevor er sich ganz der künstlerischen Arbeit widmete, studierte er einige Semester Architektur in Rom. Schon in diese Zeit datieren seine ersten Reisen nach Asien, und seit 1977 lebt und arbeitet er in Madras (Indien). 1981 bezog er ein Atelier in New York und pendelt seitdem zwischen Italien, den USA und Indien.

Dieser breite Lebenshorizont ist bezeichnend für Clementes multikulturelles Grundverständnis. So galten bereits seine frühen Studien der europäischen antiken Vergangenheit und Gegenwart sowie lokalen Traditionen Süditaliens. In Indien folgte die intensive Auseinandersetzung mit asiatischer Mythologie und deren Bildvorstellungen. Amerika eröffnete schliesslich den fruchtbaren Diskurs mit der Neuen Welt und ihren veränderten Fokussierungen, aber auch mit dem spirituellen Umfeld indianischer Kulturen, wie sie schon für die amerikanische Avantgarde um Jackson Pollock prägend wurden.

Aus diesen vielfältigen Anregungen entwickelte der Künstler sukzessive die für ihn typische Handschrift: Sie kombiniert sehr unterschiedliche Motive, Stilrichtungen und Techniken, gegenständliche und figurative Fragmente, malerische Geste und konzeptuelles Denken. Seine Bildsprache, die deutlich von einem offenen, zeichnerischen Duktus geprägt ist, legt nicht fest, sie lässt Raum für Veränderungen, ohne jemals das Bild selbst zur Disposition zu stellen. Clemente betont: «Ich habe nie in Begriffen wie Abstraktion oder Figuration gedacht, sondern in Metaphern des Fliessens und des Bruches. Meine Welt entsteht aus Wucherungen von Zeichnungen: Es waren Amulette, gemalt, um an Bilder zu erinnern, die für mich eine heilende Kraft hatten. Auf der einen Seite steht die unaufhörliche Vermehrung der Arbeiten, auf der anderen Seite steht der Bruch, die Erkenntnis des Identitätsbruches. Ich wollte diese Polarität zwischen Bewegung und Fragment widerspiegeln und beide Erfahrungsaspekte festhalten. Die Kontinuität des Bildes und Brechung des Ich.»(1)

Charakteristisch sind das spielerische Ineinanderfliessen und Übereinanderschichten verschiedener, meist fragmentarischer Motive ohne räumliche Bezüge. Elemente des Comics verbinden sich mit mythologischen Zeichen, Surreales mit klar Beschreibbarem, oft in ein und demselben Bild. Nachvollziehbar wird diese Ambivalenz in den hier gezeigten Werken, die den Dargestellten keine eindeutige Rolle zuweisen, in denen vielmehr ein spielerischer Grundton vorherrscht. Clemente betont in diesem Kontext den Einfluss seiner Heimatstadt Neapel mit ihrem spezifischen Selbstverständnis: «In Neapel wird viel gespielt.» Es besteht eine «stärkere Fähigkeit, sich im wirklichen Leben alle erdenklichen Rollen und Aspekte auszudenken».(2)

Damit benennt er einen Faktor, der ihn innerhalb der italienischen Transavanguardia(3) individuell hervorhebt, die er jedoch gleichzeitig markant vertritt: Sein Werk ist entschieden am «disegno» ausgerichtet. Nicht der expressive, stark farbige Stil, wie er im nordeuropäischen Bereich in diesen Jahren überwiegend vertreten wird, sondern eine farblich zurückhaltende Malerei und Zeichnung stehen im Vordergrund. Und nicht die Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Vergangenheit ist Thema, sondern die Rückorientierung auf vergangene mythische Quellen und die Erinnerung an die Schönheit und Ausgewogenheit der klassischen Kunst.

Carla Schulz-Hoffmann

(1) Francesco Clemente im Gespräch mit Danilo Eccher und Francesco Pellizi (New York, März 1999), in: Danilo Eccher, Francesco Clemente. Arbeiten auf Papier, Ausst.-Kat. Galleria d’Arte Moderna – Bologna, Villa delle Rose; Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Turin und London 1999, S. 11–82, hier S. 46.

(2) Ebd., S. 17.

(3) Der von Achille Bonito Oliva eingeführte Begriff «Transavanguardia» bezeichnet überwiegend die italienische Variante des Neoexpressionismus der späten 1970er und 1980er-Jahre. Vgl. u. a. Achille Bonito Oliva, La Transavanguardia Italiana, Mailand 1980

Weitere Werke von Francesco Clemente in der Kunstsammlung der Baloise:

Inv.-Nr. 0516, Ohne Titel, 1971, Tinte auf Papier, 22 x 29,6 cm

Inv.-Nr. 0517, Ohne Titel, 1976, Filzstift auf Papier, 22,9 x 17,5 cm

Inv.-Nr. 0518, Ohne Titel, 1976, Filzstift auf Papier, 23 x 17,4 cm