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Künstler von A-Z Walter Dahn

1954-2024

  • Ohne Titel (1989)
    Ohne Titel
    Künstlerin / Künstler: Walter Dahn Datierung: 1989 Typ: Gemälde Material: Siebdruck auf Acryl, Schmutz und Schellack auf Nesseltuch Masse: 112 x 87,3 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1991 Inventarnummer: 0606 Copyrighthinweis: © Walter Dahn; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0606), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0527, 0716, 0724)
  • Ohne Titel (Selbstbildnis als Maler) (1985)
    Ohne Titel (Selbstbildnis als Maler)
    Künstlerin / Künstler: Walter Dahn Datierung: 1985 Typ: Arbeit auf Papier Material: Aquarell auf Einladungskarte Masse: 21 x 21 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1999 Inventarnummer: 0716 Copyrighthinweis: © Walter Dahn; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0606), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0527, 0716, 0724)
  • Ohne Titel (1985)
    Ohne Titel
    Künstlerin / Künstler: Walter Dahn Datierung: 1985 Typ: Arbeit auf Papier Material: Tusche auf Katalogseite Masse: 21,3 x 15,1 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1987 Inventarnummer: 0527 Copyrighthinweis: © Walter Dahn; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0606), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0527, 0716, 0724)
  • König Schwan (1985)
    König Schwan
    Künstlerin / Künstler: Walter Dahn Datierung: 1985 Typ: Arbeit auf Papier Material: Gouache und Goldbronze auf Briefumschlag Masse: 20,1 x 11 cm Zugangsdatum/Ankaufsdatum: 1998 Inventarnummer: 0724 Copyrighthinweis: © Walter Dahn; Fotos: Christian Baur, Basel (Inv.-Nr. 0606), André-Marc Räubig (Inv.-Nr. 0527, 0716, 0724)
Das Aquarell «Ohne Titel (Selbstbildnis als Maler)» von 1985 zeigt einen Maler, der den Betrachtenden kraftvoll einen Pinsel entgegenstreckt. Die schnell skizzierte Figur lugt hinter einem dunkel gehaltenen Geviert, wohl einer Leinwand, hervor, deren medialen Grenzen sich der Maler Walter Dahn hier widersetzt. Die unbekümmert anarchische Geste mit erhobenem Malmittel betont seine Abwendung von stilistischen Konventionen und vorgegebenen Inhalten. Auf eine allegorische Darstellung, Virtuosität, Tiefe und Leuchtkraft der Lasur wird verzichtet. Der Künstler scheint vielmehr zu betonen, dass er «trotz allem» Maler sei. In der Form des Aquarells schlägt die kleinformatige Figur somit einen humorvoll-frechen Unterton an.

Walter Dahn war Hauptprotagonist und Gründungsmitglied der Mülheimer Freiheit (1980–1982). Benannt nach der Strasse, in der sich ihr Gemeinschaftsatelier befand, wurde die Kölner Gruppe unter dem Label der Neuen Wilden bekannt. Ausdrücklich der Malerei zugewandt, übertrugen Sie mittels eines als «heftig» und «wild» wahrgenommenen Stils Ideen des Punks in die Kunst. Impulsiv und nachlässig gemalt, zeugen ihre Bilder von einer Forderung nach Inhalten abseits des Dekorativen und teilen dabei auch mit der ausserordentlichen Kraft des Grotesken und Banalen aus. Nach der Teilnahme an der documenta 7 1982 schlug Dahn jedoch neue Wege ein, die in «Selbstbildnis als Maler» angedeutet werden. Er wandte sich anderen Medien zu, unter anderem der Zeichnung, der Fotografie, die er von Beginn an parallel betrieben hatte, und dem Siebdruck.

Durchgängig stellen sich Dahns Werke auf eindrückliche Weise existenziellen Fragen der Gegenwart. Exemplarisch hierfür ist die unbetitelte Arbeit von 1985. Die Tuschezeichnung zeigt einen nackten männlichen Oberkörper, aus dessen Hals anstelle des Kopfes ein Baumstamm mit Ästen emporwächst. Dahn hat die braunen Erdtöne auf ein wiederverwendetes Blatt Papier aufgetragen, das die biografischen Daten des heute eher unbekannten deutschen Bildhauers Andreas Bindl (1928–2010) trägt. Das Bild ist entgegen der Leserichtung des Textes ausgerichtet. Dreht man es auf den Kopf, um den Text zu lesen, wird das Geäst zu Wurzelwerk. Eine innere Verwandtschaft besteht nicht allein zwischen den menschlichen und pflanzlichen Anteilen des dargestellten Mensch-Baum-Mischwesens, sondern spürbar zwischen Dahn und Bindl, wobei Ersterer anscheinend Bindls Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch und Tier beziehungsweise Mensch und Natur sowie mit Grundfragen der Existenz zu schätzen wusste. Nach dem Bruch mit der «wilden Malerei» treten in Dahns Werk vermehrt Bezüge zu derartigen «Verbündeten» auf – darunter zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, Musikerinnen und Musiker, Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Die Zeichnung «König Schwan» präsentiert beispielsweise jenes Tier, das Dahns Lehrer Joseph Beuys wiederholt mit Gestaltwandel und gesellschaftspolitischen Vorstellungen verknüpft hat. Die Goldbronzelasur und der Briefumschlag verweisen auf einen beuysschen Energieaustausch – sowohl auf materieller als auch auf intellektueller Ebene. Die Goldbronze könnte man als materielle Wärmeleitung und symbolisch als Hinweis auf geistige Wandlung deuten, während der Brief als Kommunikationsmittel für einen Austausch in geschütztem Rahmen steht. Dahns Bilder zeigen, dass die Kunst in ihrer Funktion als Bedeutungsträger und Kommunikationsmittel stets aufs Neue befragt werden kann.

Julika Bosch

Weitere Werke von Walter Dahn in der Kunstsammlung der Baloise:

Inv.-Nr. 0528, Ders. Mann mit abgetrenntem Kopf/Weltkugel, 1985, Tusche auf Papier, 20,8 x 15 cm

Inv.-Nr. 0730, Kopf mit Maske, 1984, Fettkreide auf Papier, 29,7 x 21 cm

Inv.-Nr. 0791, Selbst als Elektriker, 1985, Gouache auf Briefumschlag, 32 x 22,5 cm